Sturz der Tage in die Nacht


Es hatte begonnen, wie es immer beginnt. Es beginnt auch jetzt noch immer. Es beginnt auf diesem Wasser, auf dem Weg zurück. Die Fähre dreht, und ich sehe mich noch einmal um. Ich versuche, mir einzuprägen, wo ich gewesen bin; die Kate, die Felswand, der Leuchtturm, die schwimmenden Pontons am Strand. Inez ist schon verschwunden. Sie ist langsam über die spitzen Kiesel den Strand hinaufgegangen zum Café. Im Schatten verwischen sich ihre Konturen. Die Sicht verschwimmt. Beim Abschied drängte sich einer der Journalisten zwischen uns. Er schüttelte Inez die Hand. Ich flüsterte ihr hastig zu, dass ich wiederkommen würde. »Ich freu mich drauf«, sagte Inez. Ihre Stimme hatte diesen rauen Klang verloren, in dem sie nachts mit mir geflüstert hatte. Ihr Lachen war nicht mehr ihr Lachen vom Strand. Ich berührte ihren Unterarm flüchtig. Die Sonnenbrille verdeckte die Hälfte ihres Gesichts. Das Boot nimmt Fahrt auf. Ich schaue zurück. Inez und die Insel schwanken...

Leseprobe Sturz der Tage in die Nacht

 

Neustart Kultur
Deutscher Literaturfonds, 03.08.20

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